Inflationsrate
Die Inflationsrate ist ein Begriff aus der Volkswirtschaft. Sie bedeutet die anteilige Preissteigerung von Gütern und Waren in prozentualer Form. Ihr zugrunde liegt die Inflation. Eine Inflation ist nichts anderes, als die Entwertung des Geldes, bezogen auf eine Volkswirtschaft also auf die jeweilige Landeswährung. Eine Inflation kann sowohl überregional oder global auftreten also wenn mehr als nur eine Volkswirtschaft betroffen ist. Aber er kann auch nur auf eine einzelne Volkswirtschaft beschränkt sein, also lokal vorkommen. Der Begriff Inflation stammt aus dem Lateinischen (inflare = sich aufblasen, anschwellen). Der banale Hintergrund ist der, daß der Warenmenge, die auf dem Markt zur Verfügung steht, eine größere Geldmenge gegenübersteht. Anders herum formuliert steht mehr Geld zur Verfügung als Waren als Gegenwert zu bekommen sind.
Der in diesem Zusammenhang gebrauchte Begriff Geldmenge gerät also in Schieflage. Das historische Beispiel aus den 1920iger Jahren macht dies in extremer Form deutlich: Die Reparationszahlungen, die dem deutschen Reich nach dem ersten Weltkrieg auferlegt worden waren, hat man damals versucht, durch das Drucken und Prägen von mehr Geld in kürzerer Zeit leisten zu können. Da die Volkswirtschaft in Deutschland jedoch nicht in der Lage war, einen entsprechenden Gegenwert in Form von Waren und Dienstleistungen zu produzieren, wurde das Geld entwertet. Das ging so weit, daß Brotpreis, auch heute noch ein wichtiger Indikator für die Inflationsraten in allen Wirtschaftsgemeinschaften, in Deutschland mehrere Milliarden Reichsmark betrug. Es gilt daher die einfache Formel, daß einer bestimmten Geldmenge eine bestimmte Warenmenge gegenüber stehen muss. Steigt die Geldmenge gegenüber der Warenmenge, handelt es sich um eine Inflation, sinkt sie dagegen, bzw. steigt die Warenmenge, handelt es sich um eine Deflation, das bedeutet die Preise sinken.
Messgrößen für eine Inflation
Das Ziel mit Hilfe so genannter Warenkörbe, welche bestimmte lebenswichtige Waren beinhalten, ist die Preissteigerung zu beobachten und sie zu verdeutlichen. Die Entwicklung der Preise dieser ganz bestimmten Güter dient als Indikator für die allgemeine Teuerungsrate. Da der Warenkorb Dinge beinhaltet, die jeder benötigt,ist anhand dieser Preissteigerungen, auch Steigerung der Verbraucherpreise genannt, die Ermittlung der Auswirkung der Teuerungsrate auf die allgemeine Bevölkerung möglich. Im Gegensatz zu diesem Modell, das den so genannten Verbraucherpreisindex betrachtet, hat die Volkswirtschaftslehre einen etwas abstrakteren Ansatz zur Ermittlung des Preisniveaus. Anhand von Statistiken ist die Ermittlung des so genannten BIP Deflators möglich. Das BIP ist das Brutto-Inlandsprodukt eines Landes, also die geldwerte Summe alle Waren und Dienstleistungen, welche eine Volkswirtschaft im Laufe eines Jahres erwirtschaftet, bzw. produziert.
Bei dieser Rechnung wird das nominale BIP in das Verhältnis zum realen BIP gesetzt. Das nominale Bruttoinlandsprodukt beziffert die Summe aller Güter und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft, während das reale BIP die Preissteigerungen aller Waren einzeln in die Berechnung mit einfließen lässt. Der Quotient daraus kann eine Inflation, also einen Anstieg der Preise, oder eine Deflation, das Sinken der Preise ergeben. Aus dieser Rechnung wird auch das so genannte Wirtschaftswachstum ermittelt. Dieses kann positiv oder negativ sein. Der Ansatz, die Inflationsraten mit Hilfe des BIP-Quotienten zu ermitteln, ist exakter und dient daher eher wissenschaftlichen Zwecken. Ein wesentlicher Faktor, der insbesondere in der Industrie eine enorme Rolle spielt, ist hier berücksichtigt: Die Energiepreise. Diese wirken sich in hohem Maße auf die Wirtschaft aus, da sie als wichtige Kostenfaktor bei der Produktion zu Buche schlagen. Das Beispiel Warenkorb dagegen zeigt den direkten Einfluss der Preisentwicklung auf die Bevölkerung. Es wird daher überwiegend medial verwendet. Um einen Vergleich der Preisentwicklung aufzustellen, legt das statistische Bundesamt in Deutschland regelmäßig ein so genanntes Bezugsjahr als Vergleichsgröße fest.
Regulierung der Volkswirtschaft
Eine Volkswirtschaft, oder eine Wirtschaftsgemeinschaft hat unter anderem zur Aufgabe, die Preisentwicklung zu kontrolieren und ggf. zu regulieren, indem sie durch geeignete Maßnahmen eingreift. Für die Europäische Union und damit auch für Deutschland geschieht dies durch die Europäisch Zentralbank EZB. Diese hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Sie ist die so genannte Währungsbehörde für alle der Wirtschaftsgemeinschaft angeschlossenen Volkswirtschaften. Die EZB hat die Aufgabe, das Bankensystem zu überwachen und reguliert zudem die Geldmenge der Europäischen Union. Die Funktion der EZB ist die so genannte Geldpolitik. Sie ist direkt für die Preisstabilität und die Verhinderung von Inflationen verantwortlich. Darüber hinaus hat die EZB die Aufgabe, die konjunkturelle Entwicklung der EU zu kontrollieren und voranzutreiben. Eine Konjunktur ist die Auslastung der Kapazität einer Volkswirtschaft. Je höher diese Auslastung ist, desto größer der Warenausstoß als einer der maßgeblichen Faktoren für die Preisentwicklung, also die Inflationsrate.
Mittel der EZB und seine Auswirkungen
Das bedeutendste Mittel der EZB ist die Festlegung des Leitzins. Der Leitzins ist die Festlegung eines bestimmten Zinssatzes, zu dem sie mit den angeschlossenen Geldinstituten ihre Geschäfte abwickelt. Er gilt somit als zentrales Steuerelement der Geldpolitik. Der Leitzins wird vom EZB-Rat, als Organ der EZB festgelegt. Der Anstieg des Leitzins bedeutet für die Banken einen größeren finanziellen Aufwand zur Beschaffung von Liquidität, also Investitionsgeld. Dieser Anstieg der Zinsen wird an die Kunden weitergegeben. Das Resultat ist ein Rückgang der Investitionen. Dies gilt sowohl für Wirtschaftsunternehmen, die in Zeiten hoher Zinsen keine Investitionen in die Expansion vornehmen können, aber auch für Privatleute.
Eine Familie, die sich mit dem Gedanken trägt, ein Eigenheim zu bauen oder zu kaufen, wird dies eher zu Zeiten realisieren, wenn die Kreditzinsen niedrig sind. Eine entsprechende Senkung des Leitzins kann daher einen konjunkturellen Aufschwung bedeuten, da mehr Investitionen möglich sind. Die Finanzen eines Staates oder einer Volkswirtschaft sind davon ebenfalls unmittelbar betroffen: Durch steigende Investitionen und steigenden Konsum steigen auch die Steuereinnahmen. Dies kann zur Folge haben, dass ebenfalls wieder Investitionen und die Wirtschaftsstärkung möglich sind. Inflationsrate, Zinsen und Investitionen sind also eng verknüpft und bestimmen die finanziellen Geschicke einer Wirtschaftsgemeinschaft.